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Bereits 1966 beschäftigt sich Richter mit geometrischer Abstraktion und erschafft erste Farbtafeln, die zu der Zeit auf handelsüblichen Musterkarten basieren. Anfang der 1970-er Jahre greift er das Thema wieder auf, überlässt die Farbwahl ab sofort aber dem Zufall. 1974 endet die Beschäftigung mit Rasterbildern vorläufig und erst 2007 setzt Richter sich abermals mit Farbtafeln auseinander.

In Gerhard Richters Werkverzeichnis sind über 200 Farbtafeln gelistet. Die Rechtecke, aus denen sich die frühen Arbeiten zusammensetzen, sind mit einer weißen Umrandung eingefasst, die ab 1974 nur noch vereinzelt auftritt. Das Verschwinden der Umrandung geht einher mit einem vermehrten Einsatz von Farbquadraten, aus denen seine Farbfelder ab 2007 ausschließlich bestehen.

Die erste Arbeit, die nur aus direkt aneinander grenzenden farbigen Quadraten bestehen, ist Permutation , ein fünfteiliges Werk aus dem Jahr 1974. Es setzt sich aus den Arbeiten 4 Farben (353-1), 16 Farben (353-2), 64 Farben (353-3), 256 Farben (353-4) und 1024 Farben (353-5) zusammen und führt die Multiplikation der Farbfelder vor. Richter beschreibt den Entstehungsprozess seiner Farbtafeln wie folgt:

“Um alle vorkommenden Farbtöne auf einem Bild darstellen zu können, entwickelte ich ein System, das – ausgehend von den drei Grundfarben plus Grau – in stets gleichmäßigen Sprüngen eine immer weitergehende Aufspaltung (Differenzierung) ermöglichte. 4 x 4 = 16 x 4 = 64 x 4 = 256 x 4 = 1024. Die Zahl 4 als Multiplikator war notwendig, weil ich eine gleichbleibende Proportion von Bildgröße, Feldgröße und Felderanzahl erhalten wollte.” 1

Richter beschränkt seine Anordnungen allerdings nicht auf ein Vielfaches von vier. Arbeiten mit neun Farbfeldern (139/1-3, 301/1-20), kommen in seinem Œuvre ebenso vor, wie Arbeiten mit 25 (901/1-4, 902/1-50) oder gar 4900 Farben (901).

Obwohl er schon 1966 mit Lack auf Alucobond experimentiert (18 Farbtafeln, 140), führt Richter die frühen Farbfelder hauptsächlich in Lack auf Leinwand aus. Eine Ausnahme bildet die Reihe 180 Farben (301/1-20), die auf Papier auf Hartfaserplatte ausgeführt ist. Ab 2007 wird Alu-Dibond als Bildträger genutzt.

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1 Gerhard Richter: Katalogtext für Gruppenausstellung im Palais des Beaux Arts, Brüssel 1974, in Text 1961 bis 2007, Köln 2008, S.75.

 

Literatur zu Gerhard Richters Farbtafeln:

Elger, Dietmar / Butin, Hubertus / Mansoor, Jaleh: Gerhard Richter. Colour Charts, New York: Dominique Lévy, 2015.

Elger, Dietmar / Buchloh, Benjamin H. D. / Gidal, Peter / Pelzer, Birgit / Du Sautoy, Marcus: Gerhard Richter. Texte zu 4900 Farben, Ostfildern-Ruit: Hatje Cantz 2009.

Buchloh, Benjamin H. D. / Gidal, Peter / Pelzer, Birgit / Peyton-Jones, Julia / Obrist, Hans Ulrich: Gerhard Richter. 4900 Colours, Ostfildern-Ruit: Hatje Cantz 2008.

Diederich, Stephan /Schock-Werner, Barbara / Butin, Hubertus / Pelzer, Birgit: Gerhard Richter. Zufall. Das Kölner Domfenster und 4900 Farben, Köln: Verlag der Buchhandlung Walther König 2007.

Gerhard Richter
9 Farben
1973

Öl auf Leinwand

28,5 x 29 cm

rückseitig signiert, datiert und bezeichnet