Gerhard Richter: Verborgene Schätze – Werke aus rheinischen Privatsammlungen im Kunstpalast, Düsseldorf
6. September 2024“Gerhard Richter: Verborgene Schätze – Werke aus rheinischen Privatsammlungen” wird mit dem großformatigen “Fenster” (204) eingeleitet, das dem Besucher symbolisch den Blick auf die Ausstellung im Düsseldorfer Kunstpalast öffnet. Diese vereint mehr als 120 Arbeiten Richters – Gemälde, aber auch Zeichnungen, Aquarelle, übermalte Fotografien sowie Skulpturen. Die Ausstellung bietet eine vielfältige Auswahl an Themen: Fotobilder, basierend auf Zeitungsausschnitten, Stadt- und Wolkenansichten, quadratische Farbfelder und sowie bemerkenswerte, oft unterschätzte graue Bilder und beeindruckende abstrakte Werke in verschiedenen Größen und Farbintensitäten. Dennoch wird betont, dass es sich nicht um eine Retrospektive handelt, sondern um eine Werkschau, die alle Schaffensphasen umfasst – von den frühen 1960er-Jahren bis zu Arbeiten der letzten Dekade.
Viele der ausgestellten Werke wurden bisher nur selten und teilweise noch nie öffentlich gezeigt. Es ist eine überaus bemerkenswerte Leistung von Kurator Markus Heinzelmann, dass er diese Werke für die Ausstellung im Kunstpalast zusammenzutragen konnte. Das Rheinland, insbesondere Düsseldorf, ist zweifellos der ideale Ort für diese Präsentation. War es doch hier, wo Gerhard Richter nach seiner Übersiedelung aus Dresden 1961 zuerst Fuß fasste, an der Kunstakademie studierte und nicht zuletzt durch die Unterstützung der engagierten rheinischen Sammler zu einem weltweit geschätzten Künstler werden konnte.
Gesammelt hat der Mensch schon immer – seien es Beeren, Münzen oder Kunst. In letzterem waren die Rheinländer besonders eifrig, was dazu führte, dass sich die Region im 18. Jahrhundert zu einem der bedeutendsten Zentren privaten Sammelns in Deutschland entwickelte. Diese Tradition setzte sich im 20. Jahrhundert mit prominenten Sammlern wie Peter Ludwig, Hans Grothe und Karl Ströher fort. Später reihten sich auch Sylvia und Ulrich Ströher in die illustre Riege der Kunstsammler ein. Gemeinsam teilen sie ein Interesse an der Düsseldorfer Kunstszene, vor allem an den Arbeiten des Künstlers Gerhard Richter. Schon früh in seiner Karriere erhielt Richter Unterstützung von Sammlern wie Ströher, Ludwig und Grothe. Einige der damals von rheinischen Sammlern erworbenen Werke, darunter “Kuh” (15) und “Helen” (25), sind auch in der aktuellen Ausstellung vertreten.
Ab den 1980er-Jahren begannen neben den zahlreichen privaten Sammlern zudem Unternehmen damit, Kunst zu kaufen; meist zu Repräsentationszwecken, manchmal als spekulative Geldanlage. Den Anfang machte die Franz Haniel & Cie. GmbH aus Duisburg, die mehrere Bilder für ihre Sammlung erwarben. Die Victoria Versicherungs AG in Düsseldorf gab 1986 „Victoria I” (601) und „Victoria II” (602) in Auftrag – zwei riesige Leinwände, die im Rahmen der Ausstellung im Foyer der heutigen ERGO Group AG, nur wenige Meter vom Kunstpalast entfernt, besichtigt werden können.
Ab 1985 hatte Richter erste Ausstellungen bei Marian Goodman und Sperone Westwater in den USA, ab 1988 wurde er von Anthony d’Offay in Großbritannien vertreten. Diese internationale Anerkennung ließ nicht nur den Kundenkreis anwachsen, sondern auch die Preise für Richters Arbeiten in die Höhe schnellen. Viele der rheinischen Sammler, die seine Laufbahn bis dahin maßgeblich begleitet hatten, konnten nicht mehr mit den stetig steigenden Preisen konkurrieren und zogen sich zurück. Einige erwarben seine Werke weiterhin, hielten ihre Sammlertätigkeit jedoch privat.
Die Tradition des Kunstsammelns besteht fort, doch zeigen heute nur wenige Sammler ihre Aktivitäten offen, unter ihnen Thomas Olbricht, der mit zahlreichen Werken in der Ausstellung vertreten ist, darunter “Zwei Grau übereinander” (143-2), “Stadtbild” (224-8) oder auch zwei “Skizzen zu Parkstück” (320-1 und 320-2).
“Gerhard Richter: Verborgene Schätze” ist eine herausragende Ausstellung, die nachhaltig im Gedächtnis bleiben wird. Sie bietet eine seltene Gelegenheit, diese großartigen Arbeiten zu sehen, bevor sie wieder in Privatsammlungen verschwinden.
“Gerhard Richter: Verborgene Schätze – Werke aus rheinischen Privatsammlungen” ist bis 2. Februar 2025 im Düsseldorfer Kunstpalast zu sehen.