Gerhard Richter im Kinsky-Palais und Kloster St. Agnes in Prag

23. Mai 2017
Carina Krause

Am Anfang des Jahres beging der Maler Gerhard Richter seinen 85. Geburtstag. Die Kunstwelt feiert den Künstler aus diesem Anlass mit einem wahren Ausstellungsmarathon.

Gerhard Richter: Neue Bilder, bis vor Kurzem im Museum Ludwig in Köln und derzeit im Dresdner Albertinum zu sehen, stellt farbenfrohe Arbeiten vor, die hauptsächlich in den letzten Jahren entstanden sind. Das Museum Folkwang in Essen verschafft noch bis Ende Juli einen einzigartigen Überblick über Richters Editionswerk.

Auch in Prag hat vor wenigen Wochen eine große Richter-Schau eröffnet. Im Rahmen des Deutsch-Tschechischen Kulturfrühlings werden Richters Arbeiten hier zum ersten Mal in einer Einzelausstellung dem Publikum in der Tschechischen Republik vorgestellt. Ein Meilenstein, auch wenn es die Ausstellung es nicht immer schafft, zu überzeugen.

Beginnend mit Gemälden der 1960er-Jahre, die nach fotografischen Vorlagen entstanden sind, über frühe abstrakte Arbeiten bis hin zu den farbstarken Werken der letzten Jahre, sind die Werke chronologisch über mehrere Räume verteilt. Unerheblich, dass es sich bei einer Reihe der Arbeiten – darunter Betty, die 48 Portraits und September – nicht um die Originalgemälde, sondern um später entstandene Editionsarbeiten handelt. Störend ist hingegen, dass die herrschaftlichen Gemächer des Kinsky-Palais den Bildern oft nur wenig Platz zum Wirken lassen.

Im nahe gelegenen Kloster St. Agnes wird die Ausstellung fortgesetzt. Die dort präsentierte Gegenüberstellung von Birkenau-Zyklus und Fotografien des Auschwitz Sonderkommandos ergibt im Zusammenspiel mit 12 Scheiben das stimmige und beeindruckende Bild, das die Räume im Kinsky-Palais oft missen lassen.

Die Ausstellung, gemeinsam organisiert von Prager Nationalgalerie, Deutscher Botschaft und Goethe-Institut, hat sich zum Ziel gesetzt einen Einblick in die Geschichte gewähren: die deutsche, die der Kunst, die Richters selbst. Das gelingt.

 

Gerhard Richter ist noch bis 3. September 2017 im Kinsky-Palais und im Kloster St. Agnes von Böhmen in Prag zu sehen.