Stichword-Archiv: Christie’s

Herbstauktionen in New York

10. November 2016
Carina Krause

Auf den kommenden Herbstauktionen in New York werden so viele hochpreisige Arbeiten Gerhard Richters angeboten, wie nie zuvor.

Musste die Post-War & Contemporary Art Evening Auktion bei Christie’s London im Oktober noch völlig ohne einen Richter auskommen, bietet das Aktionshaus im November wieder vier größere und kleinere Arbeiten des Künstlers an. Phillips offeriert ebenfalls vier Arbeiten und bei Sotheby’s kommen gar zehn Werke unter den Hammer. Insgesamt haben vier der auf den New Yorker Auktionen angebotenen Arbeiten einen Schätzwert in der Region von USD 20 Millionen (EUR 18 Millionen). Warum kommen gerade jetzt derart viele Werke zur Auktion? Warum in New York und nicht in London? Einer der Gründe könnte das Artist’s Resale Right oder Folgerecht sein. In EU-Ländern, zu denen Großbritannien zumindest für die nächsten zwei Jahre noch gehören wird, ist diese Abgabe für jede Arbeit fällig, die durch einen professionellen Kunsthändler oder ein Auktionshaus verkauft wird. Abhängig vom Hammerpreis werden bis zu 4% aufgeschlagen, höchstens aber EUR 12.500. Diese Resale Royalty Payments, die der Käufer zu tragen hat, sind in den USA nur in Kalifornien gesetzlich vorgeschrieben. Wenn man umgerechnet etwa EUR 20 Millionen für ein Gemälde zahlt, scheinen zusätzliche EUR 12.500 nicht unbedingt ins Gewicht zu fallen, aber vielleicht tun sie es ja doch.

Eine andere wichtige Frage ist die, warum gerade jetzt derart viele Gemälde Richters ihren Weg auf den Auktionsmarkt finden. Haben eventuell die kürzlich stattgefundenen personellen Veränderungen der großen Auktionshäuser damit zu tun? All die hochkarätigen ehemaligen Christie’s-, Sotheby’s- und Phillips-Mitarbeiter versuchen, sich bei ihren neuen Arbeitgebern beweisen – und wie ließe dich das besser bewerkstelligen als mit ein oder zwei großen, womöglich kunsthistorisch relevanten und dadurch natürlich auch sehr, sehr teuren Arbeiten eines der wichtigsten zeitgenössischen Künstler. Gerhard Richters Arbeiten erzielen seit Jahren steigende Preise, so gibt wahrscheinlich selbst der unschlüssigste Verkäufer irgendwann nach, in der Angst, dass der Boom demnächst vorbei sein könnte.

Ein weiterer Grund dafür, dass nur so wenige Arbeiten Richters auf den London-Auktionen angeboten wurden, ist sicher auch der Brexit und dessen Auswirkungen. Sollten Arbeiten zurückgehalten worden sein, um den Markt zu testen, dann könnte sich das mit Blick auf die Wahlergebnisse in den USA als schwerer Fehler herausstellen. Es blieb auch vor dem Ergebnis der US-Wahlen abzuwarten, ob der Richter-Markt tatsächlich eine derart hohe Anzahl teurer Werke aufnehmen kann. Richter selbst wird sich darum wenig kümmern. Die Preise, die für seine Arbeiten gezahlt werden stoßen bei ihm ohnehin auf Unverständnis.