Wiederbegegnungen. Die Messen eröffnen wieder
6. Oktober 2021Selten sind die Stimmen in der Kunstwelt einhellig enthusiastisch. Die Freude wieder physisch auf Messen zu gehen, auszustellen, einander wieder zu begegnen war in den letzten Wochen groß und wird sicherlich noch eine ganze Weile andauern. Nach einer langen Zeit voller engagierter Online-Ausstellungen, Online-Sale Rooms usw. und der erst seit kurzem wieder bestehenden Möglichkeit, in Museen, Galerien und Auktionshäusern den Werken direkt gegenüberzustehen, wirkt das Zusammenkommen auf den Messen geradezu wie ein Fest. Art Basel Hong Kong, Arco Madrid, Armory Show und Frieze in NYC galten für viele als Auftakt dafür, die MiArt in Mailand folgte und die letzte Woche war wiederum ganz und gar der Art Basel gewidmet. Frieze London sowie fiac in Paris folgen im Oktober und bis zum Jahresende finden auch die ArtCologne und Art Basel Miami Beach statt.
Vor der Pandemie wurde viel von der Messemüdigkeit der Sammler*innen und Galerist*innen gesprochen, jetzt füllen sich deren Kalender wieder sehr schnell. Es ist zu diesem Zeitpunkt sicherlich nicht klar, ob und wie sehr sich die Messelandschaft verändern wird. Viele Galerien sagen bereits jetzt, dass sie in Zukunft anders und genauer planen werden, an welcher Messe sie teilnehmen möchten. Für andere Galerien wiederum ist dieser Herbst als Zeitpunkt, um zu einer Messe zu reisen, noch zu früh. Zudem verhindern verschiedenste Reiserestriktionen immer noch die Teilnahme an Messen seitens vieler Galerien und Sammler*innen.
So äußerten sich viele Galerien während und nach der Art Basel hörbar erleichtert, dass trotz des vorrangig europäischen Publikums die Verkäufe sehr gut waren. Nicht wegzudenken ist die Notwendigkeit, Werke ihrer vertretenden Künstler*innen sowohl Kurator*innen als auch neuen Sammler*innen präsentieren zu können.
In dieser nach wie vor besonderen Zeit haben natürlich auch Kunstmessen ihr digitales Angebot umfangreich ausgebaut. Die OVRs (online viewing rooms) sind mittlerweile Bestandteil einer jeden Messe, in Basel wurden zudem 1 to 1 Live-Schaltungen per Kamera angeboten. Dadurch erhielten die abwesenden Sammler*innen die Möglichkeit, mit einer*m Mitarbeiter*in der Messe durch die Messestände zu gehen. Die Bemühungen sind also groß, die Abhängigkeit der potenziellen Käufer*innen vom Messeort zu minimieren. Wie sehr dieser Service genutzt wurde und ob auf diese Weise Käufe getätigt wurden, mag noch offen sein. Gewiss scheint aber, dass sich in Zukunft in diesem Bereich noch vieles entwickeln und somit das Sammelverhalten prägen wird.
Um zuletzt nochmals auf das Umdenken dieser Zeiten einzugehen, sei erwähnt, dass die Art Basel einen einmaligen Solidaritätsfonds von 1,5 Mio. CHF für Galerien eingerichtet hatte, die ihre Kosten nicht würden decken können. Der Betrag sichere einen Rabatt auf die Standkosten, wenn Galerien den Fonds beanspruchen. Erfolgreiche Galerien können hierauf verzichten und dazu beitragen, dass sich der Anteil für andere erhöht. Das Erstaunliche hieran ist vielleicht, dass die Messeveranstalter nicht in die Bücher der Galerien schauen möchten, sondern vielmehr auf die Solidarität der Kolleg*innen untereinander vertrauen. Eine schöne Geste, die hoffentlich weitere Kreise ziehen wird.