Frankfurter Allgemeine Forum Kunstkonferenz 2017
6. Dezember 2017Der Kunstmarkt im Superkunstjahr 2017 war der Titel der Kunstkonferenz des Frankfurter Allgemeine Forum, die vor wenigen Tagen in Berlin stattfand. Zehn Jahre sind seit dem letzten Superkunstjahr vergangen, denn Super- wird das gemeine Kunstjahr erst dann, wenn documenta, Biennale von Venedig und Skulptur Projekte Münster im selben Jahr stattfinden. Viel hat sich auf dem Kunstmarkt und anderswo getan. Das spiegelt sich auch in der Auswahl der Themen wieder, die von Tendenzen im Galerie- und Auktionsbetrieb über Brexit bis hin zu Artificial Intelligence reichten.
Diskutiert wurde das Galeriensterben, vor allem im mittleren Preissegment. Die Erwartungen an Galerien werden immer höher, gleichzeitig stehen sie einer Übermacht der großen Galerien gegenüber. Auch Auktionshäuser tragen ihren Teil zu diesem besorgniserregenden Trend bei. Nicht nur, dass sie ihre Private Sales-Abteilungen immer weiter ausbauen, sie werden zudem in Bereichen aktiv, mit denen man Auktionshäuser bislang nicht in Verbindung gebracht hat: Künstlernachlässe, Kunstberatung, Authentifizierung von Kunstwerken, Verkäufe direkt vom Künstler. Inwieweit Kunden die Echtheitsprüfung des Auktionshauses, das die Arbeit später verkaufen möchte, der eines neutralen Anbieters vorziehen werden, bleibt allerdings abzuwarten.
Auf dem Auktionsmarkt gab es in diesem Jahr wohl vor allem ein Ereignis, das in Erinnerung bleiben wird: die Versteigerung von Leonardo da Vincis Salvator Mundi bei Christie’s New York. Auch wenn dieser Verkauf bereits ausgiebig diskutiert wurde, ist er doch so wichtig, dass er nicht völlig unerwähnt bleiben kann, wenn auch hauptsächlich, um darauf hinzuweisen, dass der Leonardo nicht der eigentliche Kunstmarkt ist.
Trotzdem nimmt Georgina Adam an, dass dieser Verkauf Auswirkungen auf den Markt haben wird: Lose werden in Zukunft vermehrt mit Garantien versehen werden (einfach ausgedrückt: schon vor der Auktion wird garantiert, dass ein Los ein Mindestgebot erhält), wahrscheinlich wird der Markt für Alte Meister frischen Schwung bekommen und auch eine Mischung von Auktionskategorien wird wohl häufiger zu beobachten sein – immerhin wurde der Rekordpreis des Renaissancegemäldes in einer Auktion für zeitgenössische Kunst erzielt!
Ein weitaus geringerer Einfluss auf den Kunstmarkt wird hingegen vom EU-Austritt des Vereinigten Königreichs im Jahr 2019 erwartet, auch wenn es vermutlich Änderungen bei Steuern und Folgerecht geben wird. Thaddaeus Ropac bemerkt, dass der Kunstmarkt bereits jetzt geopolitische Grenzen hinter sich gelassen hat – unterstützt nicht nur durch internationale Messen, sondern auch den Online-Handel, der in Zukunft immer mehr an Bedeutung erlangen wird.
Mehrere Auktionshäuser halten bereits Auktionen ab, bei denen ausschließlich online geboten werden kann. Ein Konzept, das sich vor allem für Arbeiten im niedrigen Preisbereich anbietet. Artsy und andere auf den Online-Handel angelegte Plattformen melden stetig steigende Abonnentenzahlen und Verkäufe. Die verschiedenen Technologieunternehmen vereinfachen es Käufern und Galerien, über Kontinente hinweg in Kontakt zu treten. Eine ausführliche Beratung durch den Galeristen vor Ort und persönlicher Kontakt fallen jedoch weg. Dadurch wird Kunst immer weniger als Kunst, sondern zunehmend als bloßes Konsumgut wahrgenommen.
Mit Kommodifizierung beschäftigt sich auch Fabian Bocart in seiner Forschung zu künstlicher Intelligenz. Für artnet entwickelt er ein Programm, das objektiv erkennen und berechnen soll, ob es sich bei einer Arbeit tatsächlich um ein Kunstwerk handelt und welcher Wert diesem zugeschrieben werden kann. Es wurde nicht ganz klar, wie zuverlässig die Ergebnisse sein werden, auf welchen Daten sie beruhen und was genau sie, außer dem zeitlichen Faktor, von der herkömmlichen Preisrecherche unterscheidet. Diese Forschung steht offensichtlich noch am Anfang.
Die diesjährige Kunstkonferenz war die letzte unter der Schirmherrschaft des Frankfurter Allgemeine Kunstforums. Danke für viele interessante Vorträge und Gespräche auf kontinuierlich hohem Niveau. Die nächste wird von der Convent Kongresse GmbH, einem Unternehmen der ZEIT Verlagsgruppe, durchgeführt werden. Wir sind gespannt.